Carsharing und Corona – Das sagen die Anbieter zur Hygiene [Update 2021]
[Update 2021] Weil die Corona-Lage im Herbst 2021 deutlich dramatischer wurde, haben wir nochmals bei den Anbietern nachgefragt, ob sie ihre Maßnahmen aufrecht erhalten oder sogar verschärft haben. Die neuen Statements dazu findet ihr jeweils in den Absätzen der Anbieter.
Wer regelmäßig Carsharing-Fahrzeuge nutzt, kennt das Innenleben mancher Autos nur zu gut. Einige Nutzer gehen mit dem fremden Eigentum wenig pfleglich um, man trifft im besten Fall auf „vergessene“ Kaffeebecher und Taschentücher, im blödesten auf stark verdreckte Innenräume und fragwürdige Flecken. Die Anbieter arbeiten mit engen Putzintervallen dagegen.
Im Zuge der aktuellen Corona-Krise kommt zur normalen Alltagshygiene die Frage auf, wie sauber und sicher die Fahrzeuge wirklich sind, wenn es um eine mögliche Ansteckungsgefahr geht. Immerhin fassen täglich viele unterschiedliche Menschen ein Lenkrad, einen Schaltknüppel und das Entertainment-System an. Aktuelle Studien zeigen zudem, dass das Virus bis zu 3 Tage auf Kunststoffflächen überleben kann.
Zwar gibt es inzwischen Zulieferer, die fleckenabweisende, antibakterielle und antistatische Sitzbezüge erfunden haben und Unternehmen wie Jaguar forschen an keimtötenden Lüftungsanlagen via UV-C-Licht (explizit auch wegen der Grippeviren), aber bis solche Technologien Standard sind, müssen die Anbieter selbst und recht manuell für saubere und sichere Fahrzeuge sorgen.
Wir haben bei einigen bekannten Carsharing-Anbietern nachgefragt, ob Sie in Zeiten von Corona anders mit der Hygiene in den Fahrzeugen umgehen. Hier sind die Antworten, die uns erreicht haben:
SHARE NOW desinfiziert zusätzlich
Share Now hat nach eigener Aussage aufgrund des Coronavirus erste Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der Hygiene innerhalb der Flotte ergriffen.
Eine Sprecherin sagt dazu im November 2021:
„Die Sicherheit all unserer SHARE NOW Kund:innen sowie Mitarbeiter:innen steht für uns an erster Stelle. Wir haben aufgrund der aktuellen Lage des Coronavirus zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen bezüglich der Hygiene unserer Flotte ergriffen. Unsere Fahrzeuge werden von einem speziell dafür beauftragten Dienstleister regelmäßig gereinigt und
desinfiziert. Alle eingesetzten Servicekräfte sind für das Thema sensibilisiert und legen ein besonderes Augenmerk auf die gründliche Desinfektion des Lenkrads und des Schalthebels. Die Desinfektion der Fahrzeuge findet zusätzlich zu der regelmäßigen Reinigung der Fahrzeuge statt, sodass diese nun häufiger zu den sonst üblichen Intervallen desinfiziert
werden. Durch die beschriebenen Maßnahmen versuchen wir die Ansteckungsgefahr in unseren Fahrzeugen so gering wie möglich zu halten.
Wir eruieren die Situation täglich aufs Neue und folgen dabei den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts, der Weltgesundheitsorganisation sowie den lokalen Behörden an unseren Standorten und sind darauf vorbereitet, weitere Maßnahmen umzusetzen, sollte dies notwendig werden. Wir analysieren die Autos basierend auf mehreren Faktoren. Dazu gehören: Die Nutzungsdauer seit der letzten Reinigung und Desinfektion, die Anzahl der Mieten pro Fahrzeug seit der letzten Reinigung und das Feedback der Nutzer:innen nach jeder Fahrt. Dadurch können wir erkennen, wann welches Fahrzeug gereinigt werden muss und das Serviceteam mit der Reinigung beauftragen. Nach jeder Reinigung werden die SHARE NOW Fahrzeuge komplett desinfiziert.
Darüber hinaus sensibilisieren wir unsere Kund:innen für besondere Vorsicht und Rücksicht bei der Nutzung unserer Fahrzeuge. So weisen wir beispielsweise darauf hin, das Fahrzeug sauber zu hinterlassen und regelmäßig zu lüften, die Hände zu desinfizieren und eine Maske im Fahrzeug zu tragen, sollten Kund:innen nicht alleine fahren. Diese Maßnahmen sind wirksame Mittel, um das Ansteckungsrisiko weiter zu senken.„
Die Sprecherin verweist zudem darauf, dass Kunden Auffälligkeiten über die Share Now App oder telefonisch an den Kundenservice melden können.
SIXT Share richtete Koordinationszentrum ein
Auch SIXT reagiert auf die aktuellen Entwicklungen rund um das Corona-Virus,
Die Sprechrin sagt zu unserer Anfrage im November 2021:
„Die Sicherheit unserer Kunden, Mitarbeiter und Partner hat für SIXT stets Priorität. Schon zu Beginn der Pandemie, im Frühjahr 2020, haben wir ein spezielles Koordinationszentrum eingerichtet und beobachten die Lage seither kontinuierlich, um unsere Prozesse jederzeit an aktuelle Entwicklungen anpassen zu können. Alle zu Beginn der Pandemie eingeführten Hygienemaßnahmen haben wir dabei unabhängig von den Fall-Zahlen beibehalten. Auch das Koordinationszentrum besteht ununterbrochen und steht mit den zuständigen Behörden in engem Austausch, damit wir stets den nach aktuellem Kenntnisstand bestmöglichen Schutz für unsere Kunden bieten können.
Unsere Carsharing-Fahrzeuge werden in regelmäßigen Abständen gereinigt, Kontaktpunkte werden zusätzlich desinfiziert. Die Reinigungsintervalle wurden seit Beginn der Pandemie sogar weiter verkürzt, um unseren Kunden zusätzliche Sicherheit zu bieten. Bei höheren Laufzeiten werden unsere Fahrzeuge zudem komplett tiefendesinfiziert bzw. professionell aufbereitet. Auch mit einer speziellen In-App-Message in unserer SIXT App weisen wir die Kunden nochmals gesondert auf die geltenden Hygieneregeln hin.„
WeShare erhöht Desinfektions-Intervall
Auch WeShare lässt seine Fahrzeuge regelmäßig durch einen Dienstleister reinigen und desinfizieren. Man habe die Lage erkannt und entsprechende Maßnahmen getroffen, berichtet uns ein Sprecher:
Er sagte uns im November 2021:
Grundsätzlich haben wir seit Ausbruch der Pandemie die Reinigungsintervalle bedarfsgerecht verkürzt und reinigen jedes Mal auch die Kontaktflächen. Allerdings tun wir dies gerade in der Erkältungszeit sowieso. Corona spielt hierbei jedoch nicht die Hauptrolle, da der Virus ja über Aerosole übertragen wird.
Grundsätzlich vertrauen wir auf das Verantwortungsbewusstsein jedes einzelnen Kunden, selbst die notwendigen Maßnahmen zu treffen und Masken zu tragen oder sich die Hände zu desinfizieren. Bislang hat dies gut geklappt. Es sind uns keine Fälle bekannt, in denen sich ein Kunde in einem WeShare-Fahrzeug angesteckt hätte.
Wir empfehlen aber, das Auto vor Fahrtantritt zu lüften und sich über die aktuellen Infektionsschutzmaßnahmen zu informieren.
MILES desinfiziert relevante Stellen im Auto
Die Sprecherin von MILES sagt uns, dass die besondere Situation im Unternehmen bewusst sei und man deshalb zusätzliche präventive Maßnahmen ergriffen habe.
Ihr Statement im Herbst 2021: „Wir haben seit Beginn der Pandemie die Hygienemaßnahmen und Cleaning Zyklen hochgefahren. Die erhöhte Frequenz unserer Fahrzeug-Reinigungen behalten wir seitdem bei. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf das Desinfizieren von Lenkrad, Schalthebel, Türgriffen, Touchscreen und weiteren Oberflächen. Ferner appellieren wir an unsere Nutzer:innen die Fahrzeuge so zu verlassen wie sie sie gerne vorfinden möchten.“
Flinkster reinigt regelmäßig
Wir haben auch bei der Deutschen Bahn und dem dortigen Angebot Flinkster nachgefragt. Die Antwort der Bahnsprecherin im November 2021:
An der seit Pandemie-Beginn eingeführten verstärkten regelmäßigen Reinigung unserer Flinkster-Fahrzeuge durch geschultes Personal halten wir uneingeschränkt fest. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Kontaktflächen, wie beispielsweise Lenkrad oder Radio, gelegt. Wir informieren unsere Kunden, dass sie mit der Einhaltung der Hygieneregeln ebenfalls dazu beitragen, dass wir alle gesund bleiben.
Cambio reagiert lokal
Der Anbieter cambio arbeitet sowohl mit Dienstleistern, als auch mit eigenen Teams, die die Fahrzeuge reinigen und warten. Die Fuhrparkleitungen arbeiten nach der Aussage einer Cambio Sprecherin eng zusammen, tauschen sich aus und reagieren tagesaktuell auf die Entwicklungen.
Cambio teilt auf unsere Fragen hin im November 2021 mit: „Die Corona-Entwicklungen beobachten wir laufend. Je nach Situation in den cambio-Städten reagieren wir auf das Geschehen und entscheiden, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Dabei ist das Wichtigste die Gesundheit unserer Kund*innen und der Mitarbeiter*innen. Unsere Autos werden regelmäßig gewartet und fachkundig gereinigt – wenn nötig, in kürzeren Abständen. Dem Fahrzeuginnenraum schenken wir dabei besondere Aufmerksamkeit – Kontaktflächen wie das Lenkrad, der Schalthebel oder die Türgriffe werden zusätzlich desinfiziert. Der wirkungsvollste Schutz für alle besteht darin, die empfohlenen Hygiene-Regeln zu beachten. Dazu gehört unter anderem, Augen, Mund und Nase nicht mit den Händen zu berühren und die Hände regelmäßig sorgfältig zu waschen oder zu desinfizieren. Wir weisen unsere Kund*innen darauf hin, dass sie sich und andere mit der Beachtung der Hygiene-Regeln schützen und entsprechend verhalten.“
CleverShuttle gibt Tipps an Nutzer
Auch der RideSharing-Dienst CleverShuttle hat auf Corona reagiert und per Mail folgende Informationen an seine Nutzer gegeben:
- Bitte steig in Zukunft hinten ein und nimm auf der Rückbank Platz.
- Bitte verzichte auf Bargeldzahlung und nutze die zur Verfügung stehenden Online-Zahlungsmittel (Kreditkarte, Guthaben oder PayPal).
- Bitte verzichte auf eine Fahrt, wenn du erkältet bist oder andere Krankheitssymptome hast.
Fazit
Unser Fazit: Die meisten Carsharing-Anbieter haben den Ernst der Lage erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen. Letztlich muss klar sein, dass dennoch viele Nutzer die Fahrzeuge hintereinander fahren werden, bis es zur nächsten Reinigung kommt. Es ist also auch an jedem Einzelnen, vor und nach Nutzung der Fahrzeuge für eine ausreichende Händehygiene in Form von Händewaschen und Händedesinfektion zu sorgen.
Wer besorgt ist, kann auch vor Fahrtantritt mit einem Desinfektionstuch Lenkrad, Schalthebel und Türgriff selbst reinigen. Und macht immer mal das Fenster auf – auch unabhängig von Corona. Wir wünschen euch eine gute und sichere Fahrt!
Titelbild: Dariusz Sankowski auf Pixabay